Lanciano, die Jahrmärkte, der Mastrogiurato

Lanciano, die Jahrmärkte, der Mastrogiurato

Lanciano, die Jahrmärkte, der Mastrogiurato

Lanciano, die Jahrmärkte, der Mastrogiurato

Lanciano, ein Städtchen, das bereits in römischer Epoche bekannt war, hat es seit jeher verstanden seine Zentralität im Frentaner Gebiet zu stärken und wurde damit ein wesentlicher Bezugspunkt in einem großen Territorium. Im großen Mosaik des mittelalterlichen Italiens spielte es dank seiner beneidenswerten geographischen Lage (Treffpunkt bedeutender Nord/Süd- und Ost/West-Achsen) eine wichtige Rolle im Handel und wurde zum bevorzugten Ort der Jahrmärkte von Frentano, zu de-nen – zwei mal im Jahr (Mai und September) – Händler aus ganz Europa und vielen Mittelmeernationen strömten. Das beachtliche Wachstum dieser Märkte brachte Karlo II D’Anjou dazu, wie bereits in anderen Städten des Neapolitanischen Reichs, 1304 die Figur des Mastrogiurato einzuführen.

Tatsächlich war es für die Stadt notwendig geworden, die rechtsprechenden und ausführenden Mächte in einem Vertreter zusammenführen, damit der sie während der Märkte bestimmt und kompetent ausführen konnte. Während der gesamten Zeit des Jahrmarkts hatte allein der Mastrogiurato mit seinem Geleit das Recht bewaffnet unterwegs zu sein und es stand ihm zu sofort jeden festzunehmen, der die Gäste störte. Zu seinen Hauptaufgaben gehörte der Empfang der ankommenden Gäste, die strenge Kontrolle von Gewichten und Maßen sowie die zivile und strafrechtliche Rechtsprechung. Die prächtige Ernennungszeremonie lief wie folgt ab: der auserwählte Mastrogiurato, gekleidet wie es diesem Rang entsprach, begleitet von einer bewaffneten Eskorte, betrat das Rat-haus, in dem ihn die Vertreter der Stadt, der königliche Gouverneur und der Kapitän der Garnison empfingen; nach Leistung des Treueids erhielt er die Zeichen der Stadt und der übertragenen Ämter. Die königlichen Standarten und die der Stadt wurden dann auf den Jahrmarktplatz, den “Prato della Fiera” getragen, wo sie in der Gegenwart des Mastrogiurato gehisst wurden, der, nachdem Verordnung und Regeln des Marktes verlesen worden waren, ihn für offizielle eröffnet erklärte.

Während der Glanzzeit der Märkte von Lanciano wurden, da es nur wenige und recht unsichere Zugangsstraßen zur Stadt gab, der Warentransport langsam war und man Straßenräuber bekämpfen musste, längs der Hauptstraßen bewaffnete Stafetten eingesetzt, um, zuerst vom Hafen von Ortona, dann vom Hafen San Vito die Sicherheit der Reisenden nach Lanciano zu gewährleisten. Lanciano stellte auch ein Meeresheer auf, um in der Adria patroullieren zu können und die anund abreisenden Händler vor den Angriffen der Saraszenen schützen zu können.